I. Die Kanzlei
Njord ist eine Kooperation zwischen Anwaltsfirmen, die fünf Niederlassungen in Dänemark und im Baltikum haben. Njord ist die fünftgrößte Kanzlei in Dänemark mit ca. 250 Mitarbeitern. Kopenhagen ist der größte Standort der Kanzlei. Das German Nordic Legal Team in Kopenhagen berät in allen deutsch-dänischen grenzüberschreitenden Sachverhalten, unter anderem bei Unternehmensgründungen in Dänemark und bei grenzüberschreitenden Unternehmenskäufen zwischen Deutschland und Dänemark.
Der Standort in Kopenhagen liegt direkt in der Innenstadt mit einer traumhaften Dachterrasse mit Blick über die Stadt.
II. Die Arbeit in der Kanzlei
Die Kern-Arbeitszeit für Referendare ist von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr, allerdings variieren die Zeiten naturgemäß zuweilen etwas. Die Aufgaben sind vielfältig. Teils gilt es, gesellschaftsrechtliche Fragestellungen zu bearbeiten, die im Zusammenhang mit dem Ausbau erneuerbarer Energien entstehen. Auch alltägliche Fragen des grenzüberschreitenden Wirtschaftsverkehrs zwischen Deutschland und Dänemark spielen eine gewichtige Rolle. Insgesamt kommt man mit vielen verschiedenen Rechtsgebieten in Berührung und kann sein im Studium und Referendariat erlerntes Wissen eigenständig anwenden.
Es wird eine „Hands-on-Mentalität“ gefordert und gefördert – man bearbeitet die Akten deutlich intensiver, als dies in der Regel in Deutschland der Fall ist. Eine „Back Office“ Ausbildung, wie sie häufig in deutschen Kanzleien anzutreffen ist, erfolgt mithin nicht. Auch wird ein eigenverantwortliches und selbständiges Handeln mehr gefördert, als in deutschen Kanzleien. Ich fand mich am zweiten Tag im Konferenzraum mit Mandanten wieder, um denen auf Englisch das deutsche Insolvenzrecht zu erklären.
Innerhalb der deutschen Abteilung wird hauptsächlich deutsch gesprochen und als Referendar bearbeitet man meist auch Rechtsstreitigkeiten in Deutschland von deutschen oder dänischen Mandanten. Mit den Kollegen aus anderen Abteilungen wird sich meist auf Englisch unterhalten (welches die Skandinavier sehr gut beherrschen). Durch die internationale Ausrichtung der Kanzlei arbeiten dort auch viele Studenten aus anderen skandinavischen Ländern. Man ist also nicht die einzige Person, die kein Dänisch spricht. Ein ein- bis zweitägiger Aufenthalt bei der deutschen Botschaft und ein Besuch der deutsch-dänischen Handelskammer ist möglich, wenn nicht gerade Corona Pandemie ist.
In der Kanzlei herrscht, anders als ich es bisher in deutschen Kanzleien kennengelernt habe, eine gesellige Atmosphäre. Dies äußert sich etwa darin, dass mittags (wenn möglich) zusammen in der Kantine gegessen wird und man freitags gemeinsam ein Feierabendbier trinkt. Referendare dürfen umsonst mittags und am späten Nachmittag das reichhaltige Buffet in der Kantine nutzen, was angesichts der hohen Lebenshaltungskosten einen nicht unbedeutenden wirtschaftlichen Faktor darstellt. Am zweiten Freitag in jedem Monat wird zudem zu Ehren der Mitarbeiter, die in den letzten vier Wochen Geburtstag hatten, gemeinsam gefrühstückt. Freitags um 9.00 Uhr findet regelmäßig ein Abteilungstreffen statt. Darüber hinaus werden die Referendare auch in die Freizeitveranstaltungen der Kanzlei eingebunden, die mehrmals im Jahr stattfinden. Es bieten sich viele Möglichkeiten, die Kollegen besser kennenzulernen. Die Integration wird auch durch die junge, internationale Ausrichtung der Kanzlei gefördert.
III. Das Leben in Kopenhagen
Die Lebenserhaltungskosten in Kopenhagen sind hoch. Man kann ca. das Doppelte im Vergleich zu Deutschland einplanen. Dies ist vor allem für eine Wohnung schmerzhaft. Die Lebensmittelkosten kann man durch das reichhaltige Angebot in der Kanzlei im Rahmen des Erträglichen halten.
Abgesehen von den hohen Kosten ist das Leben in Kopenhagen sehr schön. Die Stadt ist auffallend jung und es gibt viel zu erleben. Die Nähe zum Meer ist gerade im Sommer ein großer Vorteil. So besteht bei der richtigen Lage der Wohnung die Möglichkeit, bereits vor der Arbeit schwimmen zu gehen.
Die Menschen in Kopenhagen sind sehr entspannt. Im Sommer spielt sich das Leben viel draußen ab. Auffallend ist im Sommer die gute Work-Life Balance der Dänen. Bei eigenem Feierabend zwischen 16 und 17 Uhr waren sämtliche Bars schon vollbesetzt.
(M. Costard)